Leseprobe aus Teil 2

Samstag, 06.02.2010 - 13.15 Uhr

1.Tag - Der Beginn -

Noch 48 Tage bis zum ersten Pilgertag

 

So, jetzt ist es also so weit. Ich habe mich dazu aufgerafft,

heute endlich meinen Blog zu beginnen. Ich habe

einen eindeutigen Titel gewählt: Michael-pilgert-auf-dem-

Jakobsweg.blogspot.com. So hat jeder, der sich für den

Jakobsweg interessiert, auch die Möglichkeit, meinen

Blog zu finden. Mit den heutigen Internetmöglichkeiten

ist das alles ganz einfach und vor allem größtenteils kostenlos

– dass es so etwas heute noch gibt? Eigentlich unglaublich.

 

Aber ich habe ja schon etwas Erfahrung mit

dieser modernen, öffentlichen Art des Tagebuchschreibens.

Nachdem ich letztes Jahr als Lebensziel/Jahresziel

meinen ersten (und gleichzeitig auch letzten) Marathon

laufen wollte, hatte ich, um mich selbst ein wenig

unter Druck zu setzen, einen Blog eingerichtet und das

so viel wie möglich Leuten erzählt. Neben einigen netten

Kommentaren habe ich aber gemerkt, dass es mir Spaß

macht, dieses Online-Tagebuch zu führen. Vor allem wird

man fast schon gezwungen, quasi täglich, sich auf sein

Ziel zu fokussieren. Ja es war sogar so, dass ich, als ich

dann den Marathon gelaufen bin, hinterher ziemlich leer

war. Das große Ziel war erreicht und ich fiel regelrecht

in ein emotionales Loch.

 

Nachdem ich dann das Buch von Hape Kerkeling »Ich

bin dann mal weg« gelesen habe, reifte bei mir der Entschluss,

ebenfalls eine solche Pilgerfahrt durchzuführen.

Allerdings fehlt mir im Gegensatz zu Hape Kerkeling die

Zeit, den gesamten Jakobsweg durch Nordspanien zu

pilgern (Zeitdauer geschätzte sechs Wochen). Mein Ziel

sind die letzten 120 Kilometer von Sarria nach Santiago.

Dadurch hat man dann Anspruch auf die sogenannte

»Compostela« - die Pilgerurkunde, die belegt, dass man

mindestens 100 Kilometer gepilgert ist. Auch wenn jetzt

wieder einige murren werden, dass es bei einer Pilgerfahrt

doch mehr um den emotional/christlichen Aspekt

geht - also ich möchte hier sowohl zu mir selbst finden

als auch eine Bestätigung/Belohnung in Form der

Compostela erhalten. Vielleicht bin ich derzeit auch noch

zu sehr in meiner weltlichen Managerumgebung gefangen,

als dass ich diesen ach so menschlichen Dingen nicht

entsagen will - aber das bin ich, so ist mein Leben. Vielleicht

ändert sich das ja auch noch im Rahmen der Pilgerreise.

 

Zu diesem Blog habe ich mich entschlossen, weil

ich wieder so vielen alten und neuen Bekannten wie

möglich die Chance geben möchte, mich auf dieser Reise

(und da meine ich wirklich auch jetzt schon die sieben

Wochen bis zum ersten Schritt auf dem Jakobsweg) wenigstens

elektronisch zu begleiten. Ich werde also ab

morgen wieder meinen Verwandten- und Bekanntenkreis

über mein Vorhaben informieren. Aus der Erfahrung

meines Marathonblogs kann ich sagen, dass sich solche

Nachrichten zumeist sehr schnell verbreiten. Ich hoffe

natürlich auch, dass das Ganze wieder eine gewisse Eigendynamik

entwickelt und ich viele neue Menschen kennenlerne

und mit ihnen kommunizieren kann.

 

Natürlich freue ich mich auch wieder über jeden Kommentar

- also nur keine Hemmungen. Schreibt mir. Ich

werde versuchen, die Erfahrungen aus meinem ersten

Blog mit einzubringen und noch mehr begleitende Umstände

aus meinem täglichen Leben mit einzubinden. Also

lasst Euch mal überraschen, was hier alles so gepostet

wird.

Bis morgen dann, Euer Michael

 

Ein faszinierendes Buch

"Entweder man tut etwas oder man tut es nicht. Zu sagen "Ich versuche dies oder jenes einmal" bedeutet eigentlich nur das Eingeständnis, dass man sich damit abgefunden hat, dass ein Vorhaben wahrscheinlich nicht klappt."

Michael Pult